Ich möchte auf zwei Punkte hinweisen, welche in der Scientology-Kirche verloren gegangen zu sein scheinen. Die Kenntnis dieser beiden Punkte hat es mir leichter gemacht, Leuten zu helfen, die einer „Ethik-Behandlung“ unterzogen worden waren.
Die Definitionen zuerst: Eine Formel ist “Eine exakte Methode oder Formulierung, welche als Richtlinie für Denken, Handeln, Ausdruck oder Aussage vorgeschrieben ist.“ (Funk and Wagnalls Standard Dictionary of the English Language). Obwohl eine Formel exakt ist, ist sie von allgemeiner Natur. Sie wird auf etwas Spezifisches angewendet – eine spezifische Situation, einen spezifischen Umstand oder Zustand von Dingen.
“KONSISTENZ – Das Ganze sollte sich mit derselben allgemeinen Szene, derselben Thematik befassen. Dies ist als KONSISTENZ bekannt. Man hat nicht eine Situation über Bücher, Daten über Fahrräder, Statistiken einer anderen Person, ein Warum über einen anderen Bereich, ein anderes Thema für die Ideale Szene und eine Handhabung für eine andere Unternehmung.“ (HCOPL vom 17. Februar 1972, RICHTIGES FORMAT UND KORREKTES VORGEHEN)
Wenn man einmal festgelegt hat, worauf man eine Formel anwendet, dann bleibt man bei dieser Sache, wenn man durch die Schritte dieser Formel geht.
Der Vortrag ”Eine Ansprache über Unterabteilung Dreizehn“ vom 16. September 1970 enthält ein Beispiel einer Formel für den Zustand Verrat. (Wenn du es schaffst, dir den Vortrag anzuhören, beachte, daß es mehrere gekürzte Fassungen gibt, eine von ihnen ist so stark gekürzt, daß ich kaum herausfinden konnte, worüber LRH überhaupt sprach.)
Was war geschehen? Der Finanzsekretär des Schiffs hatte Zigaretten durch den Zoll geschmuggelt und LRH hatte davon erfahren. Er fand das nicht lustig.
„... nachdem sie rekrutiert haben, nun, dann sagen sie, „In Ordnung, du bist der Finanzsekretär, jetzt mach dich an die Arbeit.“ Und der Bursche sagt, „Nun, ... Geld ... Ich weiß nicht, was ich machen soll ... Ich stecke es in meine Tasche… Ich bringe es zur Bank
…” „Du bringt deine GDSes *1 hoch“, sagt der CO. „Bring’ deine GDSes hoch, hoch, ... Bitte sehr. Bring’ deine GDSes hoch“ und so weiter. Der Bursche sagt, „Hoch, äh, hm, puh. Das steht eine Maschine. Vielleicht schreibe ich ein wenig auf dieser Maschine, vielleicht. Vielleicht spiele ich etwas damit herum, äh, äh, äh“, nicht wahr?
In Ordnung, jetzt kann ich euch genau sagen, warum die Welt kriminell wird und das ist ein größerer Durchbruch und der wird uns voran bringen. Die Welt wird kriminell, weil der Bursche keine Zielsetzung hat. Es liegt nicht daran, daß er Fehler auf seinem Posten macht. Dieser Finanzsekretär wurde ernannt, wurde nicht eingearbeitet. Er hat keine Zielsetzung für seinen Posten. Er geht dadurch in Verrat, daß er nicht weiß, was er ist. Er weiß nicht, daß er der Finanzsekretär ist, weil er nicht weiß, was das ist. Und er wird bald in eine Geisteshaltung geraten, wo er die Knete in seine Tasche steckt. Oder er wird raus gehen und Autos stehlen oder er wird irgend so etwas in der Richtung machen.“ (Vortrag vom 16. September 1970, Ansprache über Unterabteilung 13)
Bitte beachte, daß die Formel für den Zustand von Verrat, “Finde heraus, daß du bist”, auf etwas Spezifisches angewendet wird, „Finanzsekretär“. Würde man diesen Bereich der Anwendung auslassen, dann könnte diese Person etwas darüber schreiben, daß sie ein geistiges Wesen ist oder über irgendetwas Beliebiges. Der Zyklus könnte sich dadurch in einen falschen Ethik-Zustand verwandeln, daß er auf etwas anderes angewendet wird. Und für diesen anderen Bereich könnte es der zutreffende Zustand sein oder auch nicht.
Dadurch, daß man nicht definiert, auf welches genaue Gebiet oder auf welche Aktivität eine Formel angewendet wird, wird die Tür zu reiner Idiotie geöffnet. Jeder einzelne Schritt einer Formel, die angewendet wird, muß mit dem Thema des Zustandes, den man anwendet, konsistent sein.
Wenn er auf seinem Posten eingearbeitet und trainiert ist und weiß, was ein Finanzsekretär ist, dann kann er herausfinden (und jetzt verstehen), daß er der Finanzsekretär ist. Jetzt kann er dagegen sein, daß er der Finanzsekretär ist (Feind) und das lösen, und dann kann er auf das Für und Wieder davon schauen, daß er diesen Posten ausführt (Zweifel) etc. Jeder dieser Schritte wäre mit dem Bereich der Anwendung der Formel konsistent.
Hier sind einige tatsächliche Beispiele von „Ethik“-Handhabungen innerhalb der Scientology-Kirche:
Einem Mitarbeiter wurde dafür ein Zustand von Verrat zugewiesen, daß er wiederholt zu spät auf seinem Posten erschien – dieser Mitarbeiter “machte die Formel” und fand heraus, daß „er ein geistiges Wesen ist“. Überraschenderweise kam er noch immer verspätet zu seiner Arbeit. Dieser Zyklus wiederholte sich einige Male und schließlich sagte der „Ethik-Officer“, daß Ethik bei diesem Burschen „nicht funktionieren würde“ und warf ihn aus der Org. Verrückt! Als ich in den Zyklus hineinschaute, fand ich heraus, daß dieser Bursche die halbe Nacht Musik hörte und Musik spielte. Er verwendete die Nacht dafür, diese Zielsetzung zu verfolgen, da er sie nicht aufgeben wollte und er tagsüber keine Zeit hatte, um seine Musik zu spielen. Und nachdem er einige Tage Schlafmangel angesammelt hatte, „verschlief“ er erneut und war zu spät auf Posten. Bitte beachte, daß er dabei diese Formel für eine andere Dynamik angewendet hatte, ohne daß der „Ethik“-Officer oder er selbst es bemerkt hatten.
Ein weiteres Beispiel: Ein Kurs-Student hielt seinen Stundenplan nicht ein und ihm wurde „Belastung (Liability)“ zugewiesen. Als er den Schritt erreichte, „Machen Sie den Schaden, den Sie angerichtet haben, durch einen persönlichen Beitrag wieder gut, der weit über das hinausgeht, was gewöhnlich von einem Gruppenmitglied verlangt wird.“, „spendete“ er Geld für ein spezielles Projekt der Org. Jetzt laß’ mich dich fragen, welchen Schaden hat er angerichtet? Ich wäre nicht in der Lage, dies so ohne weiteres festzustellen, ob überhaupt irgendein Schaden angerichtet worden ist. Es könnte sein, daß er berechtigte Gründe gehabt hat, nicht auf Kurs zu erscheinen und daß ein viel größerer Schaden entstanden wäre, wenn er auf Kurs gekommen wäre! Nachdem diese Frage geklärt und festgestellt worden wäre, daß er einen Schaden verursacht hat, dann würde die Frage aufkommen: „ Was war der Schaden?“ Wie könnte man feststellen, ob er einen Schaden wiedergutgemacht hat, wenn man nicht herausgefunden hat, welchen Schaden er verursacht hat? Im Falle dieses Studenten würde ich sagen, daß er etwas Zeit in seinem Vorankommen verloren hat. Jetzt wird offensichtlich, wie er diesen Schaden wieder in Ordnung bringen kann. Indem er schneller macht, indem er zusätzliche Zeit investiert, nicht dadurch, daß er Geld für ein spezielles Projekt spendet. Diese „Handhabung“ war nicht mit dem Schaden konsistent.
Ein weiteres Beispiel: Jemand hatte Steuern hinterzogen, indem er falsche Zahlen in seine Bücher eintragen hatte. Ihm wurde Belastung zugewiesen und „um den Schaden wiedergutzumachen“, spendete er diese Summe an die IAS! Wenn er das Geld von der IAS gestohlen hätte, dann würde ich damit übereinstimmen, daß er es zurückgibt. Das würde den Schaden wieder in Ordnung bringen! Es versteht sich von selbst, daß er bezüglich des Finanzamtes noch immer etwas „angespannt“ war.
Ein weiteres Beispiel: Jemand hatte sich selbst “Belastung auf seiner ersten Dynamik“ zugewiesen, dafür, daß er seine Integrität bezüglich einer bestimmten Sache verletzt hatte. Und dann ging er herum und bat die Gruppe um „Erlaubnis wiedereintreten zu dürfen“!?! Er hat die Dynamik sogar innerhalb der Formel gewechselt. Da es eine Angelegenheit seiner ersten Dynamik war, war er derjenige, welcher entscheiden musste, ob er mit sich selbst Frieden schließt, nicht irgend ein anderer.
Allein die Kenntnis dieser beiden Punkte, 1) daß man genau festlegt, bezüglich welcher Sache man sich einen Zustand anschaut und 2) bei diesem Thema bleibt, wenn man dessen Formel macht, hat einigen meiner Freunde eine Veränderung bewirkt, von einem Zustand, wo sie „allergisch gegen Ethik-Behandlung“ waren, bis hin zum Anwenden von Ethik-Formeln als nützliche Werkzeuge ihres täglichen Lebens.
Geschrieben von Worsel
*1) GDS - Gross Divisional Statistic, die Hauptstatistiken einer Abteilung.
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